Baupreise und Selbsttäuschung
Unrealistische Baupreise als Hilfe für Selbsttäuschung des Bauherren
Die realen Baupreise steigen rasant. Es gibt immer weniger qm für den Euro. Die Raumansprüche steigen auch. Der Bauherr will zu viel Bauwerk für zu wenig Budget. Anbieter müssen es in Angeboten mit niedrigen Baupreisen versprechen. Sie helfen ihm bei der Selbsttäuschung. Dank Ignoranz des Bauherren und systematischer Intransparenz des Bauwesens holt sich am Ende jeder Anbieter, was er zum Überleben braucht. Ein scheinbar niedriger Baupreis vor Vergabe wird Dank Nachträgen kräftig überhöht. Das Deutsche BauWesen ist ist ein Nachtragsbaumarkt – siehe Bundestag 4.5.2015
Baupreise bei Vergabe fördern Selbstbetrug und Selbsttäuschung
Die Vergabe an den billigsten Anbieter ist eine gute Methode für eine klar definierte Leistung und resultierende überprüfbare Kosten. Wer ein Auto kauft, weiß genau was er bekommt, er kennt den Kaufpreis und die Betriebs-/Unterhaltskosten. Beim Bauen gibt es das alles nicht. Es gibt nur eine Angebots-Baupreis für schwammig bezeichnete Leistungen, deren realer Endpreis und resultierende Betriebskosten unbekannt bleiben werden. Der Bauherr als Käufer will einfach nur maximal viel für sein Geld erhalten und kann dazu aus einer unübersehbaren Vielfalt an Anbietern auswählen. Fachlich korrekt werden diese Anbieter auch als „Leistungsversprecher“ bezeichnet.
Ökonomie des Baumarktes – Grundlagen und Handlungsoptionen: Zwischen Leistungsversprecher und Produktanbieter, Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 (ISBN: 978-3-658-01942-6)
Um an das Geld der Bauherren zu kommen, wird im Wettbewerbsdruck jedwedes Versprechen gemacht und bei jeder möglichen Gelegenheit gebrochen. Das war schon immer so und wird immer so bleiben, weil es eben menschlich ist, Druck durch Schummeln auszuweichen. Wer bei Baupreisen zu ehrlich ist bekommt keine Aufträge.
Vor Vergabe ist der Bauherr der König, anschließend nur noch Opfer. Der Staat müsste den unerfahrenen Bauherren vor Lug und Trug genauso schützen, wie er Kreditnehmer und Reisende vor unseriösen Anbietern schützt. Es handelt sich hierbei immer um Selbsttäuschung des Kunden.
Ehrliche Baupreise ohne ausufernde Nachträge sind jedoch nicht im Interesse der regierenden Politiker. Dann wären die Budgets für neue Bauprojekte zu hoch für den Wähler. Mit der Wahrheit kann man ja noch warten bis es kein zurück mehr gibt. Die Steuerkasse ist ja bodenlos. Die Sparbüchsen privater Bauherrn sind es leider nicht. Die zahlen die Zeche aus eigener Tasche.
Intransparenz bei realen Baupreisen fördert Selbsttäuschung
Regierende Politiker lassen durch ihre politischen Beamten das Bauwesen so gestalten, dass Lug und Trug sogar erleichtert und Verantwortlichkeit sicher verschleiert werden kann. Wer unrealistisch tiefe Angebote abgibt, muss ja im Laufe des Bauprojektes Möglichkeiten haben, Mehreinnahmen zu generieren oder er muss sicher sein, die angebotene Leistung nicht korrekt erbringen zu müssen. Die Bauunternehmen können ja bei Aufträgen am Ende nicht drauf legen. Sie müssen ja zumindest einen kleinen Gewinn erwirtschaften, um lebensfähig zu bleiben.
Die Auftragnehmer öffentlicher Bauprojekte helfen den Regierenden durch die Abgabe von unrealistisch tiefen Angeboten beim Täuschen des Volkes. Die Summe der Angebote ist einfach kein ausreichendes Budget für die geplante Baumaßnahme. Sie ist viel tiefer. Es ist damit leichter, das Projekt genehmigt zu bekommen. Für diese Hilfe beim Lug und Trug am Steuerzahler werden die Bauanbieter belohnt.
Die Regierenden sehen im Gegenzug mit ihrer Verwaltung großzügig über das Schummeln und Übervorteilen nach Spatenstich hinweg. Alles Geschrei ist nichts als politische Folklore und die Presse macht die mediale Musik dazu.
So können Politiker fast nach Belieben Luxusbauprojekte mit absurd geringen Budgets starten, die ihnen die Wiederwahl und ihren Sponsoren gute Geschäfte zum Schaden des Gemeinwohls sichern. Denn wenn die Redlichkeit einmal auf der Strecke geblieben ist, gibt es keine Grenzen mehr. Dann ist alles erlaubt. Dann greift jeder ungehemmt zu. Die Baupreise nach Schlussabrechnung werden entweder nicht genannt oder werden durch Kostenverstreuung auf verschiedene Kostenträger und zeitlicher Verschiebung in die Betriebsphase nach unten geschummelt. Wer am Anfang unerhlich ist muss für immer durchhalten.
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