Die Baulüge
Die nachfolgenden Themen, Argumente und Kernaussagen finden sich in dem neuen 364 Seiten und 174 Abbildungen starken Buch »BauWesen | BauUnwesen« von Jürgen Lauber, Bernd Hanke und Hans Kranz. www.BauUnwesen.com
BauWesen | BauUnwesen: Warum geht Bauen in Deutschland schief?
Weil Deutschland das Land der epidemischen Baukostenlüge ist!
Pinocchio und die »Drei Affen« als prägende Gestalten des deutschen BauUnwesens
A) Das Bauen selbst ist sicher und bestens beherrscht, gerade in Deutschland
Es gibt keinen Grund, warum Bauprojekte, ob groß oder klein, mehr als 10 % vom Budget abweichen sollten, außer wenn der Bauherr an den realistischen Kosten seines Bauwerks gar nicht ernsthaft interessiert ist. Wer losbaut, ohne die realistischen Kosten zu kennen und dennoch ein Budget verkündet, macht sich zum Lügner.
B) Vom Lügner zum Betrüger
Wer mit einem unrealistischen Budget startet und entsprechend nicht kostendeckend Aufträge vergeben muss, wird am Ende länger bauen und weit mehr Kosten haben als mit einem realistischen Budget. Es tritt ein Schaden für den Geldgeber ein. Ist der Bauherr nicht selbst Eigentümer, verhält er sich untreu gegenüber dem Geldgeber. Die Faustregel: 20% zu tiefe Budgets verursachen nicht 100% der realistischen Baukosten, sondern in der Regel 120 % oder mehr Kosten. Die +20% sind der Schaden. Der Schaden ist in vielen Fällen weitaus höher und wird als Kostenexplosion bezeichnet. Ist der Bauherr auch Eigentümer/Geldgeber, ist das Bauen mit zu geringem Budget nur eine Form des Selbstbetrugs.
Es gibt drei Arten von Baukostenlügen:
1) Budgetlüge
Vor dem Projektstart wird das Budget auf ein akzeptables Niveau gesetzt, damit die Baustelle eröffnet wird und ein Bauwerk nach Wunsch des Bauherrn entstehen kann.
Das wird erreicht, indem Teile des Gebäudes bzw. des Ausbaustandards nicht in das Budget eingerechnet werden. Die gängigste Methode der Budgetlüge ist es, Auftragnehmer in den Angeboten lügen zu lassen. In sogenannten Bieterwettstreiten werden die Auftragssummen unter die Selbstkosten der Bauunternehmen gedrückt. Formell lügt der Bauherr beim Projektstart nicht selbst. Der Auftrag geht an denjenigen, der ihm das Lügen abnimmt. Für die beteiligten Bauunternehmen ist es später überlebenswichtig, dafür zu sorgen, dass Zusatzkosten entstehen.
2) Realisierungskostenlüge
Die realen Kosten des Bauwerks werden durch viele Konten und Kostenträger verschleiert. Baukosten werden in den späteren Betrieb verschoben.
Dies kann durch zu frühes Schließen der Projektkonten, durch Bezug eines nicht fertigen Gebäudes oder durch die Vergabe von Aufträgen an Lieferanten, die durch exorbitant hohe Wartungs-/Servicekosten die Subventionierung des Erstausrüstungspreises später wieder mit Zusatz einspielen, geschehen.
Der Preisindex fürs Bauen stieg von 2003 bis 2013 um 27%. Dies wird dem Preisanstieg bei Energie, Rohmaterial und Löhnen angelastet. Das ist eine Lüge. Die staatlichen Anforderungen und die steigende Ineffizienz des Bauwesens sind die Hauptursachen.
Die regulären Lohn-/Sozialkosten wurden in den Jahren 2003-2013 durch mehr Untervergabe an billige Subunternehmer sogar massiv reduziert. Was beim Bauen tatsächlich ansteigt, sind die Mengen an kostspieligem Baumaterial und die »Overheadkosten« wie Planungs- und Sachverständigenkosten. Ganz konkrete Zahlen: Die beratenden Ingenieure am Bau haben von 2007 bis 2013 ihr umsatzsteuerpflichtiges Einkommen um 50 % auf fast 13 Mrd. erhöht. Der Staat verursacht über seine Reglementierung des Bauwesens die hohen Kostensteigerungen. Der hohe Kostendruck bei Projektstart führt zu noch irrealeren Budgets und damit zu noch höheren resultierenden Baukosten: eine Art Teufelskreis.
Die Wirkung und die Folgeeffekte der Kostenlüge bei öffentlichen Bauprojekten
Die Kostenlüge reisst schwarze Löcher in die gesamte Republik. Schwarze Löcher die Menschen, Material und öffentliche Moral verschlingen.Download PDF zum Thema »5 Bundesverdienstkreuze bei Elbphilharmonie und Berliner Flughafen«
- Ist das Bauprojekt erst einmal als »gescheitert« in der Öffentlichkeit bekannt, fällt jede Hemmung bei den Ausgaben. Frei nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, …
- Der Staat verführt durch Budgetlügen bei Projektstart eine ganze Branche mit Millionen Menschen zum Schwindeln, Manipulieren und Pfuschen. Die öffentlichen Auftraggeber sind Vorbilder in allen drei Disziplinen.
- Die Qualität von Bauwerken, die in einem gepfuschten Bauprojekt entsteht ist schlecht. Die späteren Unterhaltskosten entsprechend hoch.
- Das Vertrauen und der Glaube des Volkes an den Staat und die regierenden Politiker sind dauerhaft geschädigt. Die Demokratie scheint nicht zu funktionieren.
- Im Ausland verliert die deutsche Arbeit und Technik an Wert und Ansehen.
- Die Arbeit in der Bauwirtschaft wird dadurch unattraktiv und fast anrüchig. Die Menschen und Unternehmen am Bau stehen angesichts der ausufernden Großbauprojekte schlecht da. Die Branche geht weiter in den Keller.
- Die Bauindustrie und alle beteiligten ausführenden Unternehmen werden immer kleiner in der Firmengröße. Es ist ein Sammelsurium von Kleinfirmen entstanden, deren mittlere Größe immer weiter schrumpft.
- Das Bauen wird für alle teurer und riskanter. Der Staat kann die Kostensteigerungen, die er selbst über seine Verordnungen erzeugt, im Baubudget durch Lügen kompensieren. Zum Bauende kann er die realen Kosten vertuschen. Private Bauherren können das nicht. Sie können entweder gar nicht bauen oder es geht Ihnen beim Bauen das Geld aus.
- Da die Folgen von verpfuschten Bauprojekten nicht gezeigt werden sollen, sind die Betriebs- und Unterhaltskosten von Gebäuden keine Optimierungsgröße für die Effizienz von Bauwerken. Es wird viel Aufwand erzeugt, ohne wirklich sicherzustellen, was später herauskommt.
- Mehr Energieeffizienz und CO2-Reduktion beim Bau und Betrieb von Gebäuden (40% des Primärenergiebedarfes) sind mit einem BauUnwesen nicht realistisch erreichbar. Es dennoch zu versuchen, führt nur zu weiteren Kostensteigerungen.
- Wer mit gelogenem zu tiefen Budgets arbeitet, kann sich scheinbar mehr leisten. Er wird deshalb zu viel, zu groß und zu aufwändig bauen. Damit entsteht zu viel Bausubstanz, die über 40-50 Jahre teuer unterhalten werden muss. Dadurch entstehen wachsende Budgetposten, die mit Bildung, Gesundheitswesen und Rentenzahlungen konkurrieren.
- Im Wettbewerb um Beförderungen auf hohe Posten im öffentlichen Bauwesen ist die Fähigkeit der Baukostenlüge ein großer Vorteil. Wer es nicht beherrscht oder macht, kommt nicht weit.
Die zwei Letzten Punkte der Folgen der Baukostenlüge klingen pauschal und harmlos. Sie sind aber elementar. Sie zeigen wer kein Interesse am Ende der Kostenlüge hat. Link zu Unterseite: 5 Bundesverdienstkreuze für Elbphilharmonie und Berliner Flughafen.
- Durch praktizierte Budgetlügen können Politiker an die Macht kommen und bleiben. Sie lügen und vertuschen für einen guten Zweck.
- Durch Baubudgetlügen werden Bauprojekte gestartet, die keinen Sinn machen und hauptsächlich dem Eigeninteresse von einflussreichen Bürgern/Organisationen dienen.
Probleme mit Bauprojekten gibt es doch überall. Oder nicht?
Es gibt in jedem Land ab und zu schiefe Bauprojekte. Bauen als Produktion eines Unikates birgt immer ein gewisses Problempotential. Es gibt auch überall ein gewisses Maß an BauUnwesen. Es ist jedoch nirgendwo so flächendeckend, systematisch und gravierend wie in Deutschland.
Das Bauwesen in Deutschland ist in einem weltweit einzigartigen Ausmaß unter der Kontrolle des Staates. Er ist der größte einzelne Nachfrager, kontrolliert die Ausführung und setzt über Verordnungen, Normen und Gesetze den Handlungs- sowie Entscheidungsrahmen aller Beteiligten. Ist das staatliche Handeln durch Disziplin und Effizienz geprägt, wird das gesamte Bauwesen des Landes dies widerspiegeln. Ist Lügen und Schwindeln die Maxime, entwickelt sich aus dem Bauwesen ein BauUnwesen. Das prägt dann einen ganzen Wirtschaftszweig und damit alle Unternehmen und Menschen darin.
Zusammen mit dem Unterhalt von Bauwerken ist das Bauen Deutschlands größte und wichtigste Branche. Dort sind wir aber ganz und gar nicht Weltmeister.