TOP ▲

Potemkinsches Berliner Schloss Humboldt Forum – TAB 10/2016

Potemkinsches Berliner Schloss Bauprojekt – Humboldt Forum

humbold-forum-schloss-berliner-beitrag-tab

PDF Download Artikel   humboldt-forum-bauwesen_tab_10_2016

Darstellung der öffentlichen deutschen Baukultur im speziellen Kontext der TGA und der Arbeit bzw. beruflichen Perspektive für Fachplaner.
Der Artikel hat bewirkt, dass sich der renommierteste und glaubwürdigste Vertreter des öffentlichen, staatlichen Bauens bereit erklärte die www.bauwesen.co und die Neuauflage des BauUnwesen Buches mit seinen Erfahrungen und Sichtweisen zu unterstützen; in Form von Interview und vielleicht sogar offen als Mitautor.  Eine Meinung von ihm vorab: Das öffentliche Bauwesen ist ein System „organisierter Unverantwortlichkeit“

 

    Orginalartikel – Vor Einbau in TAB 10/2016 Heft:

    Potemkinsches Berliner Schloss Bauprojekt – Humboldt Forum

    Das prestigeträchtigste Bauprojekt der Bundesrepublik Deutschlands als Prüfstein für Staatskultur. Beim Bauen wird Qualität von Staatskultur sichtbar. Dort verleidet sie in Form von übler Baukultur den TGA Leuten Freude und Erfolg im Arbeits-Leben.

    Bauprojekt Nachbau Berliner Schloss

    https://commons.wikimedia.org/wiki/Stadtschloss_Berlin#/media/File:Berlin_Stadtschloss_1920er.jpg

    An ruhmreicher Staatskultur anknüpfen – Im Grabe rotierende preussische Könige

    Die preussischen Könige, machten im 18. und 19.Jahrhundert aus einem ärmlichen Landstrich ein blühendes Reich. Sie schufen damit die Grundlage des Deutschen Reiches.

    Die Preussischen Könige pflegten eine starke, auf Effizienz ausgerichtete Staatskultur. Deren Eckpfeiler waren Disziplin und Verantwortlichkeit im Staatsdienst. Ihr ehemaliges im 2.Weltkrieg zerstörtes Berliner Stadtschloss baut die BRD gerade wieder auf. Der Palast der Republik (DDR) wurde 2008 abgerissen, um dem neuen, alten Stadtschloss der Preussischen Könige Platz zu machen. Diese Baumassnahme verdeutlicht auch den Bruch mit der gescheiterten, sozialistischen Staatsidee bei gleichzeitiger Positionierung des vereinte Deutschland als demokratischer Erbe der ruhmreichen, preussischen Staatskultur.

    25 Jahre nach der Wiedervereinigung und 15 Jahre nach dem einstimmigen Bauentscheid des Deutschen Bundestages, ist legitim zu hinterfragen ob die preussischen Könige mit dieser Nachfolgeidee konform gingen. Wie erfüllt das heutige Deutschland deren Anspruch an Disziplin, Verantwortlichkeit und Effizienz als Grundpfeiler der Staatswesens?  Das öffentliche Bauwesen gibt die Antwort darauf.  Denn beim Bauen wird Staatskultur offen und für alle sichtbar. Was das öffentliche Bauen heute zeigt, würde die preussischen Könige im Grabe rotieren lassen.

     

    Unverantwortlich, undiszipliniert und ineffizient – öffentliches Bauen

    Die deutschen Baufachleute sind im Ausland sehr geschätzt. Auch grosse Bauprojekte in privater Hand, gelingen in Deutschland in der Regel gut. Die gravierenden Probleme öffentlicher Bauprojekte sind also sicher nicht auf die fachlichen Fähigkeiten Deutscher Bauleute zurück zu führen. Sie können damit nur am Bauherren liegen. Bei öffentlichen Baumassnahmen ist der Bauherr nicht eine einzelne Person. Ein Verwaltungsapparat und seine Repräsentanten übernehmen die Bauherrenrolle. Die dafür geltenden Regeln und Handlungsweisen zeigen die bestehende Staatskultur. Die Kultur führt leider zu unsinnigem und völlig ineffizienten Baumassnahmen. Das Stuttgart 21 Projekt ist dafür nur ein herausragendes Beispiel für ein flächendeckendes Problem.

    Die Präsidenten der Bundes- und Landrechnungshöfe haben im 4.Mai 2015 in einem verzweifelt wirkenden Geste durch ein gemeinsames Leitsatzpapier ( http://www.rechnungshof-hessen.de/fileadmin/veroeffentlichungen/sonstige/2015_05_04_Leitsaetze_Baumassnahmen.pdf  )  die systematischen Probleme beim öffentlichen Bau verdeutlicht. Die staatliche Kultur ist die Ursache und nicht Fehler einzelner Menschen oder Auftragnehmer.

     

    Nachtragsbaukultur – einfach mal drauf los bauen

    Die Präsidenten der Rechnungshöfe benennen neben der „fehlerhaften“ Anwendung geltendes Rechtes mangelnde Planungsreife als grundsätzliche Problem. Es wird viel zu früh los gebaut und anschliessend erweitert und geändert.

    Mit unvollständige Planung werden die Kostenbudget tiefer, aber die realen Baukosten viel teurer. Im der staatlichen Kultur des heutigen Deutschlands ist das legal. Noch bei keinem so skandalösen Bauprojekt kam es je zu einer Strafverfolgung.

    Bei einer öffentlichen Veranstaltung am 4.5.2015 im Deutschen Bundestag sagte der renommierte Bau und Strafechtler Prof.Dr. Falk Würfele folgendes dazu. „Mit vorsätzlich zu tiefem Budget los bauen, führt rechtlich gesehen nicht zu einem Schaden, selbst wenn für 0.1 Mio geplant und für 100 Mio. realisiert wird.“ Disziplinlosigkeit und Ineffizienz ist systemkonform. Um den Unterschied zur preussischen Staatskultur deutlich zu machen, dient die Aussage der Vertreters von Transparency International bei der selben Veranstaltung des Bundestages.  Der Rechtsanwalt Dr.Christian Landermann sagte „Haushaltsuntreue § 266 existiert für Nichts. Es kann sich praktisch niemand strafbar machen…… Die Regierenden müssten sich selbst anzeigen“

    Nachtragsbaukultur bringt Misswirtschaft

    Der öffentliche Bauherr hat sich eine Rechts und Verwaltungsrahmen geschaffen, um auf Kosten des Gemeinwohls Bauprojekte legal und völlig folgenlos verpfuschen zu können.  Es ist Pfusch von seitens des Bauherrn, einfach mal drauf los zu bauen. Leider sind die Baubeteiligten als Auftragnehmer zwangsläufig zum mitpfuschen gezwungen. Die Bauprojekte ziehen sich in die Länge die Anzahl der end- sowie ergebnislos Sitzungen steigt. Ein Ingenieurbüro kann keine vernünftige langfristige Auslastungsplanung mehr machen. Kleine Büro mit wenig Overhead und direkter operativer Leitung durch den Eigentümer, kommen mit pfuschenden Bauherren noch zu recht. Je grösser die Planer Organisation desto gefährlicher werden pfuschend Bauherren. Fatal dabei ist dass der grössten Verpfuscher von Bauprojekten dh. Bund und (viele) Länder auch die grössten Bauprojekte verantworten. Die grössten Bauprojekt Pfuscher bräuchten grosse starke Ingenieursunternehmen.

    Die sind im deutschen Bau(Un)wesen inzwischen am aussterben. Beim Pfuschbauprojekt Neuer Bundesnachrichtdienst  hatte es Ebert Ing. erwischt und 2014 die Scholze Ing. Gesellschaft bei der Berliner Staatsoper.

    Das Ing. Honorarvolumen bei Bau stieg von 2007 auf 2013 um 50% und es gibt weniger grossen Büros. Das ist Widersinnig.

     

    Potemkinsches Berliner Schloss mit Potemkinscher Baustelle

    Ausgerechnet das Vorzeigeprojekt Deutscher Staatskultur das neue Berliner Schloss – Humboldt Forum erleidet nun die Folgen der Pfuschkultur des neuen deutschen Staatwesens.

    Drei Jahre nach Baubeginn ( 6/2012) und 1 Jahr nach Richtfest (6/2015 ) sind noch nicht alle TGA Gewerke ausgeschrieben.  Die Vorinformation zu TGA überfälligen Ausschreibung erschien im 26.Februar 2016. Die Ausführungen der Arbeiten an der TGA sollen nach Wunsch des BBR am 23.12.2016 beginnen; Frohe Weihnachten.

    Für die TGA Entwurfsplanung des neuen Schlosses wurde Mitte 2008 ein Planer für HLKS beauftragt. Dieser HLKS Planer wurde Mitte 2011 wegen mangelnder Leistungsfähigkeit dh. Kapazitätsmangel durch Winter Ingenieure ersetzt. Dieses Büro ist bei Baustart öffentlich als verantwortlich benannt. Es hatte einen Auftrag über 4.1 Mio. Euro Planungsleistung erhalten.

    Auch das Ingenieurbüro Winter kam mit der Arbeit nicht nach.  Er war noch bei einem anderen Pfuschbauprojekt des Bundes beteiligt, das sich terminlich wie üblich verzögerte. Damit fehlten Planungsressourcen für neue Schloss. Er musst Anfang 2015 ersetzt werden. Am Markt konnte keine alternativer Gesamt HKLS pPaner gefunden werden. Dank des staatliche organisierten, praktizierten Misswirtschaft gibt es ja nur noch wenige grosse Planer.  Alternativ zu einem Gesamtplaner wurden mehrere Einzelgewerksplaner beauftragt.

    Inzwischen kamen wohl auch dem erfolgsverwöhnten Bauleiter ( Manfred Rettig) des Bundes Zweifel ob das neue Schloss Bauprojekt gut enden wird. Im Februar 2016 trat es als erfolgreicher Macher von seinem Amt zurück. Der Bau mache ja sichtbar gute Fortschritte. Bei ihm sei alles im Griff gewesen. Er hat viel Berufserfahrung mit  Potemkinschen Baustellen. Dem Souverän, dh dem Volk wird etwas suggestiert was faktisch anders ist. Das Bauprojekt läuft ganz und gar nicht nach Plan, aber alle Verantwortlichen tun weiter so als ob. Mit Potemkinschen Baustellen hat Berlin ja schon viel Erfahrung. Der Berliner Flughafen sollte ja auch schon 2011 und dann nochmal 2012 eröffnet werden. Der sah vor 5 Jahre „fast“ fertig aus.

     

     

     

     

    zeitachse-bauprojekte-humboldt-forum

    Zeitachse Baukultur Deutschland – Japan. Und in D wird es am Ende viel teuer und viel später. Für die HLKS muss sind zweimal wegen Kapazitätsmangel der Planer gewechselt werden.

     

    ÖPP – Preussische Staatkultur outsourcen – zum Nachteil von Fachplanern

    Verpfuschte Bauprojekte verderben die Arbeitsfreude und den wirtschaftlichen Erfolg von Fachplanern. Der Staat weiss, dass er etwas tun müsste. Statt im Änderungsmodus geht er in einen verstärkten Outsourcing Modus. Die Regierenden wollen weiterhin, das Privileg behalt, Bauprojekte frei zu ihrem Vorteil manipulieren dh. verpfuschen zu können. Wenn es dann darum geht, wirklich nach Termin und im Budget zu bauen, weicht man einfach auf ÖPP aus. Der ÖPP Partner bringt dann im Bauprojekt die Disziplin und die Verantwortlichkeit ein, die es von Staatswegen nicht mehr gibt. Preussische Tugenden werden out-gesourct. Das neueste 200 Mio Euro Bundesbauprojekt „Neues Museum der Moderne“ in Berlin ist dafür das renommierteste Beispiel.

    Bei ÖPP erspart sich der öffentliche Bauherr den „Ärger“ und die Kosten der Planung. Damit wird öffentliches Bauen gemäss den Rechnungshöfen jedoch teurer. Das Verpfuschen von Bauprojekten zu verhindern, wäre für alle besser. Dazu braucht es jedoch eine Staatskultur mit mehr Verantwortlichkeit. Dazu braucht es in einer Demokratie viel mehr Transparenz des staatlichen Handelns. Den preussischen König mit Pranger und Peitsche haben wir ja nicht mehr. Das müssen geisseln müssen Presse und Social Media machen.

     Link zum Webartikel der TAB

    Schreibe einen Kommentar